Herbstzeitreisen zu Rittern, Grafen und Handwerksmeistern

Das Fränkische Seenland begeistert mit Kulturvielfalt auf herbstlichen Rad- und
Wandertouren.

Tore, Türme, kleine Gässchen, Fachwerkhäuser, die sich mit barocken Fassaden
abwechseln: In der Altstadt von Gunzenhausen ist die lange Geschichte an jeder Ecke zu
spüren. Hier ist an diesen Herbsttagen einiges los: Spaziergänger bummeln zwischen den
zahlreichen kleinen Läden, in Cafés und Restaurants genießen Gäste die milde Sonne.
Neben dem entspannten Flair und typisch fränkischen Genüssen locken dieses Jahr
besondere Kulturveranstaltungen, denn die Stadt am Altmühlsee feiert ein Jubiläum: 823, vor
1200 Jahren, wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Der „Geburtstag“ liefert den Anlass
für ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm, unter anderem mit Ausstellungen, Konzerten,
Führungen und dem Kulturherbst, bei dem die Altstadt am 30. September 2023 zur Kunst-,
Varieté- und Shoppingmeile wird.

Gunzenhausen ist eines von zahlreichen Beispielen für die reiche Geschichte und die Vielfalt
der Kulturangebote des Fränkischen Seenlands. Der Herbst ist eine herrliche Jahreszeit, um
sie zu erkunden. Die sieben Seen gehören jetzt den Surfern und Seglern, die die frischen
Herbstwinde für ihren Sport nutzen. Beim Spaziergang auf den Uferwegen oder bei
entspannten Wanderungen und E-Bike-Touren über die aussichtsreichen Hügel der
Umgebung lassen sich die weißen und bunten Kleckse der Segel auf dem Wasser
beobachten. Burgen, Schlösser und Ruinen, eingebettet in die herbstlich bunten Wälder,
sorgen für einzigartige Panoramen.

Wenn an der Burgenstraße die Funken sprühen

Für Burgenfans, die aktiv in die Geschichte des Fränkischen Seenlands eintauchen
möchten, ist zum Beispiel der Fränkische WasserRadweg ein Tipp. Im Norden folgt die
Route der Fernstrecke dem Verlauf der Burgenstraße. Immer wieder lässt sich die Radtour
für spannende Zwischenstopps unterbrechen, etwa in Abenberg, wo die gleichnamige Burg
die Zeit der Ritter und Turniere lebendig werden lässt. Ein Tipp für alle, die es genauer
wissen wollen, ist die Führung „Von Turm zu Turm“ (1., 3., 8. und 15. Oktober 2023).
Außerdem beherbergen die alten Mauern das Klöppelmuseum. Auf der Weiterfahrt Richtung
Rothsee schlägt die Stadt Roth mit Schloss Ratibor ein ganz anderes Kapitel der Geschichte
auf. Einst Jagdschloss der Markgrafen von Brandenburg-Ansbach, ging es im 19.
Jahrhundert an die Unternehmerfamilie Stieber. Wilhelm Stieber ließ die prächtigen Räume
im Stil des Historismus ausgestalten, die man heute beim Museumsrundgang oder bei der
Schlossführung (1. Oktober, 5. November und 3. Dezember 2023) bewundert. Vom 20. bis
22. Oktober 2023 bietet das Schloss außerdem einen stilvollen Rahmen für die Rother Klarinettentage. Wer wissen möchte, woher der Reichtum der Stiebers stammte, macht am
besten noch einen Abstecher zum Fabrikmuseum in Roth. Dort bekommen Besucher
Einblick in die Welt des Drahtziehens und der Leonischen Industrie. Auch in Allersberg
spielte die Drahtzieherei eine wichtige Rolle, wie ein Besuch im barocken Gilardihaus zeigt.
Am 8. Oktober und 5. November sowie am 3., 9. 10. und 17. Dezember 2023 öffnet die
dortige Ausstellung ihre Türen.

Vorher erwartet die Radler am Fränkischen WasserRadweg noch ein Zwischenstopp am
Museum Historischer Eisenhammer in Eckersmühlen, wo am 28. Oktober 2023 die Funken
bei einer kostenlosen Schmiedevorführung sprühen. Dann geht es in die Stadt Hilpoltstein
mit ihrer Burgruine (Burgführung am 22. Oktober 2023). Neben diesem baulichen Zeugnis
des Mittelalters beeindruckt in der Stadt am Rothsee auch noch die Residenz, die Pfalzgraf
Johann Friedrich vor rund 400 Jahren erbauen ließ. Bei der Residenzführung „Planeten,
Götter, Kontinente“ (29. Oktober 2023) stehen deren prächtige Stuckdecken im Mittelpunkt.

Tore, Türme und Genusstouren

Noch mehr über die unterschiedlichen Herren, die das heutige Fränkische Seenland prägten,
enthüllt der Tore-Türme-Schlösser-Radweg, eine 84 Kilometer lange Rundtour. Die Gotik
und Renaissance des Deutschen Ordens in Wolframs-Eschenbach wird bei der Tour
abgelöst vom Barock und Rokoko der Ansbacher Markgrafen, die sich in Weidenbach-
Triesdorf eine prächtige Sommerresidenz errichten ließen. In Merkendorf zeugen dagegen
die Stadtmauern von der kriegerischen Zeit des Mittelalters.

Wer lieber wandert als radelt, durchquert die genannten Orte auf einem der sieben neuen
Schlaufenwege des Wanderwegs „Der Seenländer“, deren GPX-Daten auf der Seenland-
Website zum kostenlosen Download bereitstehen: Die Tour „Mönchswaldfüchse“ ist mit einer
Länge von 36 Kilometern für mehrtägige Wanderungen geeignet. Sie führt auch nach
Ornbau, dass die Eichstätter Fürstbischöfe zu einer Bastion gegen die Nürnberger
Burggrafen ausbauen ließen.

Für sportliche Wanderer an einem Tag zu bewältigen ist der Schlaufenweg „Rezattal“.
Allerdings lohnt es sich, für diese 23-Kilometer-Runde zwei Wandertage einzuplanen, denn
neben der Natur beeindruckt auch hier die Kultur. Am Ausgangspunkt Georgensgmünd, der
bequem mit der Bahn zu erreichen ist, erinnern der jüdische Friedhof und die ehemalige
Synagoge an die bedeutende Landjudengemeinde, die einst hier existierte. Bauten aus dem
regionalen Sandstein prägen das Ortsbild. Ganz anders präsentiert sich später die Stadt
Spalt mit ihren hochgiebeligen Fachwerkhäusern. Diese zeugen bis heute von der großen
Bedeutung des Hopfens, der seit Jahrhunderten in der Gegend angebaut wird und die
Grundlage für die süffigen Spalter Bierspezialitäten liefert, die in der einzigen noch
bestehenden kommunalen Brauerei Deutschlands hergestellt werden. Dass der Hopfen nicht
nur die Architektur, sondern auch die Kultur der Stadt geprägt hat, erfahren Besucher im
interaktiven Museum HopfenbierGut. Besonders interessant wird der Besuch bei Führungen
oder Veranstaltungen, etwa bei der „Spalter ProBierStund“, die jeden ersten Donnerstag im
Monat stattfindet (5. Oktober, 2. November und 7. Dezember 2023). Wiederkommen lohnt
sich, denn jeden Monat dreht sich die Veranstaltung mit den Spalter Biersommeliers um ein
neues bieriges Thema – Kostenproben natürlich inklusive.

Kunstgenuss mit Traumblick

Noch mehr Bierkultur wartet in Ellingen: Dort braut die Fürst Carl Schlossbrauerei im
eindrucksvollen Ambiente des barocken Deutschordensschlosses. Ganz in der Nähe
faszinieren in der Stadt Weißenburg i.Bay. die Hohenzollernfestung Wülzburg und
bedeutende römische Relikte. Hier im Süden des Fränkischen Seenlands befand sich
außerdem eine Keimzelle der Christianisierung Frankens: das Kloster Heidenheim in der
Nähe des Hahnenkammsees. Im 8. Jahrhundert von dem angelsächsischen Missionar Wunibald gegründet, ist es heute ein ökumenisches Bildungs- und Begegnungszentrum, das  ein abwechslungsreiches Programm mit Konzerten, Ausstellungen, Workshops und Kursen
bietet. Über die Seenländer-Schlaufe „Hahnenkammzug“ (insgesamt 61,5 Kilometer) ist es
verbunden mit Schloss Spielberg bei Gnotzheim, einem weiteren kulturellen Höhepunkt im
Fränkischen Seenland. Lange lebte und arbeitete hier der Künstler Ernst Steinacker. Einige
seiner Figuren sind jederzeit zu bewundern – wie auch der Traumblick, der sich von der
vorgelagerten Bergzunge des Hahnenkamms über die Seenlandschaft bietet.

Der Zauber der Jahreszeit lässt sich im Fränkischen Seenland aber auch auf kurzen Touren
genießen, etwa am Brombachsee: Nach dem Spaziergang auf dem Uferweg klingt der
Herbsttag auf der Badehalbinsel Absberg bei den „Outdoor-Musiktagen am Kleinen
Brombachsee“ (29. September bis 3. Oktober 2023) ganz romantisch am Lagerfeuer aus.

Mehr Infos: Tourismusverband Fränkisches Seenland, Hafnermarkt 13, 91710
Gunzenhausen, Tel. 09831/5001-20, E-Mail info@fraenkisches-seenland.de,
www.fraenkisches-seenland.de

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