Sporthilfe-Markenkampagne mit Paralympics-Sieger Johannes Floors

Die Deutsche Sporthilfe hat eine neue Markenkampagne gestartet. Mit ausdrucksstarken Schwarz-Weiß-Motiven und plakativen Aussagen will die Sporthilfe auf den Alltag und die Einstellungen der von ihr unterstützten Athleten aufmerksam machen sowie die Rolle der Stiftung für die Athletenförderung verdeutlichen.

Rund 25 Motive finden sich auf der Kampagnenwebseite www.sporthilfe.de/leistungleben. Hinter jedem Motiv steckt eine Geschichte geförderter Athleten – wie die von Para-Leichtathlet Johannes Floors.

Hinweis an die Redaktionen: Abdruck von Motiv und Text ist honorarfrei möglich. Quelle: Deutsche Sporthilfe.

Johannes Floors: Starke Menschen brauchen starke Partner

Johannes Floors stand im Alter von 16 Jahren vor der Entscheidung, zukünftig im Rollstuhl zu sitzen oder sich die Unterschenkel amputieren zu lassen. Er entschied sich für die zweite Lösung, heute ist er Weltrekordhalter, Weltmeister und Paralympicssieger. Er sagt: “Es war keine leichte Entscheidung, aber die richtige. Die beste meines Lebens.”

“Kein leichte Entscheidung” – wenn junge Spitzensportler diese Worte wählen, dann geht es meist darum, aufgrund der besseren Trainingsbedingungen von zuhause weg und an den 500 km entfernten Stützpunkt zu ziehen, die Gewichtsklasse zu wechseln oder den Trainer. Durchaus einschneidende Entscheidungen für einen jungen Menschen und sicherlich nicht immer einfach. Die Entscheidung, die Johannes Floors im Alter von 16 Jahren treffen musste, hatte eine andere Dimension. Eine, die unumstößlich war und sein gesamtes Leben für immer beeinflussen würde: 2011 musste er sich entscheiden, zukünftig im Rollstuhl zu sitzen oder seine Unterschenkel amputieren zu lassen. Und er sagt: “Es war die beste Entscheidung meines Lebens.”

Johannes, Jahrgang 1995, war mit einem Fibula-Gendefekt auf die Welt gekommen, das heißt, Unterschenkel und Füße waren deformiert, Wadenbeine hatte er keine. “Ich hatte 16 Jahre lang extreme Schmerzen, andauernd. Irgendwann habe ich mich vor die Wahl gestellt: Rollstuhl oder Prothesen.” Er entschied sich für die Prothesen, für die Amputation. Mit dem Ergebnis, dass er nicht nur ein Sportabitur ablegte, sondern sich innerhalb weniger Jahre zu einem der weltbesten Leichtathleten im paralympischen Bereich entwickelte. Johannes wurde Europameister, Weltmeister und 2016 in Rio Paralympicssieger mit der Staffel.

Und er ist noch lange nicht am Ende, seine Motivation ist hoch, man spürt bei ihm die Freude am Laufen. “Als Kind konnte ich nie richtig laufen, ich war immer der Langsamste.” Das änderte sich nach der Amputation. Zum ersten Mal trat er anderen auf Augenhöhe gegenüber, nicht nur aufgrund der durch die Prothesen angepassten eigentlichen Körpergröße, sondern aufgrund der Bewegungsmöglichkeiten. Laufen, für andere das Alltäglichste der Welt, wurde für Johannes zum täglichen Highlight. Als kleiner Junge habe er schon immer Sport gebraucht, er war einer, der auf alle Bäume kletterte (“und wieder runterfiel”), der im Schwimmen top war – weil “Schwimmen nicht weh tat” – und dort internationale Medaillen im Juniorenbereich gewann.

Heute ist er absolute Weltklasse in der Elite. Und heute zählt nur noch das Laufen. “Ich habe jedes Mal so viel Freude daran, denn ich kann es ja erst seit ein paar Jahren”, schwärmt der Athlet des TSV Bayer 04 Leverkusen über das veränderte Körpergefühl, “alles rauscht an dir vorbei. Wenn man diesen Punkt hatte – und so war es bei mir – dann will man immer nur noch schneller rennen.” Man kann seinen Flow nahezu spüren. “Irgendwann fliegst du. Du bist an einem Punkt im Training, an dem du merkst, wie schnell du bist. Es fühlt sich an wie zehn Meter pro Sekunde. Das ist eine magische Zahl: eine Sekunde auf zehn Meter!” Seine im Juni 2019 aufgestellte Bestzeit über 100 Meter: 10,66 Sekunden. Weltrekord! Eine Bestmarke, die er mit 21,22 Sekunden auch über 200 Meter hält.

Doch von alleine läuft auch ein Johannes Floors nicht. Dahinter steckt tägliches hartes Training. “Zwischen meinem Laufen am Anfang und heute liegen Welten.” Und jahrelanges Training, 20 bis 30 Stunden pro Woche. Parallel dazu: lernen. Sein Tagesablauf ist durchgetaktet: Lernen, trainieren, lernen. Oder in anderer Reihenfolge. Denn Johannes ist nicht im Hauptberuf Sprinter, wie es etwa Usain Bolt war. Er ist Student, Fachbereich Maschinenbau, damit baut er auf seiner Ausbildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker auf, die er nach dem Abitur absolviert hatte. “Für mich ist der Ausgleich zum Sport sehr wichtig, ich brauche den mentalen Reiz; Gedanken, die wegführen von Training, Zeiten und Kraftwerten.” Um seine Duale Karriere meistern zu können, muss er sich aber auch die Freiheit nehmen, nicht komplett in Regelstudienzeit abzuschließen. Dafür brauchen auch starke Menschen wie Johannes Floor entsprechende Partner. Wie die Deutsche Sporthilfe, die ihn bereits 2013 erstmals unterstützte, zunächst mit Fahr- und Mietbeihilfen, ab 2015 dann mit der Kader- und in der Nachwuchselite-Förderung, seit 2018 auch mit dem Deutsche Bank Sport-Stipendium. “Die Deutsche Sporthilfe ist für mich wie für alle Athleten, die von ihrem Sport nicht leben können, enorm wichtig. Die monetäre Unterstützung gibt Sicherheit und nimmt mir die Sorge, wie ich meinen Kühlschrank füllen kann.” So bleibt der Kopf frei für Uni und Sport. Und Zeit, sich Gedanken für die anstehenden Paralympics zu machen.

2020 in Tokio will Johannes die ihm in seiner Sammlung noch fehlende paralympische Einzelmedaille gewinnen. 2016 reiste er als großer Medaillenfavorit über 400 Meter nach Rio, doch im Staffelfinale über 4×100-Meter verletzte er sich beim Siegesjubel so sehr, dass er auf seiner Lieblingsstrecke über die volle Stadionrunde nicht mehr antreten konnte. “Mit den Paralympics habe ich noch eine Rechnung offen, beziehungsweise mehr mit mir selbst. Das ist gut, denn umso größer ist meine Motivation.” Wobei man bei Johannes Floors nicht befürchten muss, dass diese nicht groß genug wäre.

“Nationale Förderer” sind Mercedes-Benz, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Deutsche Post und Allianz. Sie unterstützen die Deutsche Sporthilfe, die von ihr betreuten Sportlerinnen und Sportler und die gesellschaftspolitischen Ziele der Stiftung in herausragender Weise.

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